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Bundesminister Cem Özdemir auf Gegenbesuch bei Harrys Bude

Neuigkeiten

Bundesminister Cem Özdemir auf Gegenbesuch bei Harrys Bude

Jürgen Langerfeld

Harry Pfau, früher selbst jahrelang obdachlos, gibt vor der Marienkirche jeden Tag gerettete Lebensmittel an rund 300 Bedürftige aus, Tendenz steigend. Ein ganz besonderer Gast kam am Wochenende zum Gegenbesuch: Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Er informierte sich bei Harry aus erster Hand, wie sich die gestiegenen Verbraucherpreise auf dessen Gäste auswirken. Diese Erfahrungen werten auch zwei Wissenschaftler:innen für das Bundesministerium aus, die selbst an der Bude arbeiten. Unter dem Titel „Harrys Lab“ treiben sie das Feldlabor voran.

Harry Pfau stapelt in seiner Bude mit Bundesminister Cem Özdemir Kisten voller Salat und Gemüse, das Marktbeschicker nicht mehr verkaufen können. Der Vorrat ist nun wieder aufgefüllt, Harry berichtet dem Politiker aus seinem Alltag:

Für immer mehr Menschen reicht das Geld nicht mehr bis zum Monatsende. Es kommen jetzt auch öfter Leute mit ganz normalen Jobs vorbei und schildern uns ihre Probleme. Es kann wirklich ganz schnell jeden treffen.
— Harry Pfau, Lebensmittelretter

Cem Özdemir nimmt sich viel Zeit, hört aufmerksam zu. Sein Fazit des Gegenbesuchs:

Das ist die ideale Weise der Lebensmittelrettung, vor allem, weil sie besonders niedrigschwellig ist. Und durch das Praxiswissen lernen wir von Menschen, die vor Ort handeln und genau wissen, was gebraucht wird. Mein Dank gilt der Bürgerstiftung und dem Team von Harrys Bude, ich wünschte mir, dass es all die Projekte gar nicht bräuchte.
— Cem Özdemir, Bundesminister Ernährung & Landwirtschaft

Die beiden kennen sich von Harrys Besuch im Ministerium im vergangenen Herbst. Hier hat der Lebensmittelretter zum ersten Mal davon erzählt, das „Harrys Lab“ als Feldlabor dienen kann, in dem zwei Wissenschaftler:innen Lösungen für soziale und ökologische Probleme entwickeln. Beim Gegenbesuch erlebte der Landwirtschaftsminister nun, dass Harrys Bude nicht nur eine Essensausgabe ist, sondern ein Ort der Begegnung, Integration und Armutsbekämpfung.

Mit der Bürgerstiftung ist Harry Pfau seit vielen Jahren in Kontakt. Denn unter anderem vor der Marienkirche ist auch das Bürgerstiftungs-Projekt „Supp_optimal – Essen für alle“ angesiedelt. An mittlerweile zehn Stationen in der Stadt erhalten Bedürftige an festen Tagen warme Mahlzeiten im Glas. Die Bürgerstiftung und die Kirchengemeinde St. Maria begleiteten Harry gemeinsam dabei, seine Bude selbst zu verwirklichen und auszubauen.

Mit all den Jahren hat sich zwischen Bürgerstiftungs-Mitarbeiterin Andrea Laux und Harry Pfau mittlerweile eine enge Freundschaft entwickelt. Nicht zuletzt deshalb bedeutet ihr das Interesse des Bundesministers sehr viel. Sie schildert:

Der Ansatz ist von der Basis aus gedacht, von Harrys Bude, an der sich ganz unterschiedliche Menschen der Stadtgesellschaft begegnen. So können wir gemeinsam voneinander lernen, sowohl von den Bedürfnissen und Problemen der Gäste, als auch bewusster mit Lebensmitteln umzugehen. Vor allem aber sehen und erleben die Projektbeteiligten auch, dass man ihnen zuhört, dass sie selbst etwas bewirken können.
— Andrea Laux, Bürgerstiftung Stuttgart

Der nächste Online-Termin mit dem Fachreferat des Bundesministeriums steht auch schon im Kalender. An dem Austausch sind die Wissenschaftler:innen und Buden-Mitarbeiter:innen Elena Ramirez (Expertin in Verhaltensökonomie, Kirchengemeinderätin) und Juan Diaz (Physiker und Gemeindemitglied) beteiligt. Hier geht es um die Entwicklung einer App, die Obst und Gemüse erkennt und Rezeptvorschläge gibt, um den bewussten Umgang mit Lebensmitteln fördern.

Auch Pfarrer Steffen Vogt, der die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Süd leitet, ist bewegt von der Entwicklung vor den Kirchentüren von St. Maria:

Viele Köpfe und Hände haben in den letzten Jahren im Quartier Beeindruckendes bewirkt: Ein neuer Lebensraum ist entstanden, an dem sich eine bunte Gemeinschaft trifft, um das Leben zu teilen und zu gestalten.
— Steffen Vogt, Leiter Kirchengemeinde Stuttgart-Süd